«Unser neuer Standort Kirchberg – definitiver Glücksgriff»

    Die älteste Kinderspitex der Schweiz, die ihren Sitz in Aarau hat, eröffnete im bernischen Kirchberg einen neuen Standort. Susanne Lüthi, Regionalleitung Stiftung Joël Kinderspitex in Kirchberg, gibt Einblick in ihre tägliche Arbeit für das Einzugsgebiet Region Bern, Solothurn und Freiburg. Der Tag der offenen Tür am neuen Standort Ende März war ein voller Erfolg und zeigt wie gross das Bedürfnis der Eltern nach Unterstützung ist.

    (Bilder: zVg) Tag der offenen Tür am neuen Standort Kirchberg: Das Interesse für die Arbeit der Kinderspital war gross.

    Wie lange gibt es den Standort Kirchberg schon und wieso gerade Kirchberg?
    Susanne Lüthi: Wir haben die Büroräumlichkeiten per 1. November 2023 bezogen. Der Standort in Kirchberg deckt praktisch alle unsere Kriterien ab. So befinden wir uns in der Nähe eines Autobahnanschlusses, Parkplätze sind rund ums Haus vorhanden, sind gut mit dem ÖV erschlossen, liegen geographisch zentral in der Region. Die Räumlichkeiten sind wunderschön und für unsere Klienten barrierefrei und die Vernetzung in der Dorfmitte passt sehr gut. Für uns ist dies definitiv ein Glücksgriff.

    Was sind Ihre Dienstleistungen?
    Wenn ein Kind krank oder beeinträchtigt ist, leidet die ganze Familie. Kinder, die besondere Pflege brauchen, stellen Eltern, Geschwister und Umfeld vor hohe physische und psychische Herausforderungen. Durch die Pflege der Kinderspitex zu Hause steigt die Lebensqualität der betroffenen Kinder und zugleich werden die Eltern, Geschwister und Angehörigen unterstützt und entlastet. Die Joël Kinderspitex verfügt über langjährige Erfahrung in der Pflege. Für jedes Kind wird ein Pflegeteam mit einer Leitung zusammengestellt. Dies schafft Konstanz, Vertrauen und fördert eine schnelle Verbesserung der jeweiligen Situation. Die Teams werden durch Fachgruppen und somit vertieftem Fachwissen wie zum Beispiel in den Bereichen Palliative Care, familienzentrierte und psychopädiatrische Pflege unterstützt. Wir pflegen mit Kompetenz, Qualität und Herz und stehen für eine schnelle und unbürokratische Beratung und sofortige Unterstützung der Familien ein. Zusätzliche Leistungen und Projekte wie zum Beispiel Betreuung, Entlastung, Spital- und Trauerbegleitung und die WG Kunterbunt, ein Wochenend-Entlastungsangebot, werden über Spendengelder finanziert.

    Im Regionalbüro in Kirchberg werden alle Einsätze für die Region Bern- Solothurn-Freiburg geplant.

    Haben Sie in Kirchberg spezielle Angebote?
    Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass die Bedürfnisse unserer Klienten in allen Einsatzgebieten, also in der ganzen Deutschschweiz, in Teilen der Romandie sowie im Fürstentum Liechtenstein, sehr ähnlich sind. So ist die Philosophie der Stiftung, dass – wenn immer möglich – alle Angebote in allen Regionen angeboten werden. So haben alle Klienten die Möglichkeit, unabhängig deren Wohnort, von allen unseren Angeboten zu profitieren. Zudem erlaubt uns das nach Konzeption eines Programms eine kosteneffiziente Umsetzung.

    Wie gross ist Ihr Einzugsgebiet?
    Im Regionalbüro in Kirchberg planen und definieren wir alle Einsätze im Kanton Bern, im südlichen Teil des Kantons Solothurn sowie im deutschsprechenden Teil des Kantons Freiburg.

    Was ist Ihnen bei der Pflege der Kinder wichtig?
    Sehr wichtig sind uns unbürokratische und schnelle Einsätze. Wir sind überzeugt, dass das Bezugspflegesystem mit einer hohen Pflegequalität durch genügend qualifiziertes und motiviertes Pflegepersonal auf Tertiärstufe für alle Beteiligten sehr wertvoll ist. So legen wir sehr viel Wert auf die Zufriedenheit der Mitarbeitenden. Und natürlich streben wir eine hohe Kundenzufriedenheit an – denn ein Kinderlachen erwärmt trotz aller beruflicher Professionalität noch immer unsere Herzen.

    Was sind die grössten Herausforderungen bei der Pflege respektive in der Familie?
    Im Moment ist sicherlich eine der grössten Herausforderungen, genügend Personal für die steigenden Anfragen zu rekrutieren. So sind Bewerbungen immer herzlich willkommen – die offenen Stellen sind auf www.joel-kinderspitex.ch ausgeschrieben. Eine grosse Herausforderung ist ebenso die Ohnmacht in den Familien zu ertragen. Familien mit kranken oder beeinträchtigten Kindern laufen oftmals total am Anschlag und bräuchten viel mehr Hilfestellungen als das, was wir bieten können, oder anders gesagt, als das, was von den Kostenträgern wie Krankenkassen oder IV finanziert wird. Wir sind froh, haben wir die Möglichkeiten, fehlende Pflegestunden via Spendengelder zu finanzieren, um so den Familien die nötige Hilfe zu ermöglichen.

    Wie sieht die Pflege der betroffenen Kinder aus?
    Sehr individuell. Jedes Kind erhält eine detaillierte Bedarfsabklärung. Daraus resultiert eine individuelle Pflegeplanung, welche mit den Kindeseltern, dem Pflegeteam und allenfalls mit Kinderärzten und Therapeuten besprochen wird. Folglich leiten wir die entsprechenden Pflegemassnahmen ab und setzen diese vor Ort beim Kind um. Die Pflegemassnahmen werden regelmässig evaluiert und angepasst.

    Die Stiftung Jöel Kinderspitex Schweiz legt grossen Wert auf die Zufriedenheit der Mitarbeitenden.

    Welche Krankheiten haben die betroffenen Kinder?
    Adäquate medizinisch therapeutische Pflege erfolgt bei Kindern mit Erkrankungen oder Missbildungen der Atemwege und des Herzens, einem Gendefekt, Stoffwechsel- und Muskelerkrankungen wie zum Beispiel Morbus Duchenne, Krebs, Frühgeburtlichkeit oder neurologischen, immunologischen und hämatologischen Erkrankungen. Zudem pflegen und unterstützen wir auch bei psychopädiatrischen Erkrankungen bei Diagnosen wie Autismus, ADHS oder Bulimie. So sind die bei uns anzutreffenden Diagnosen von Krankheiten und Missbildungen sehr vielfältig

    Haben Sie tendenziell mehr Patientinnen und Patienten?
    Die Zahl der durch die Stiftung Joël Kinderspitex betreuten Kinder und Familien hat sich in den letzten Jahren verdoppelt.

    Was wünschen Sie sich für die Zukunft für die Regionalstelle Kirchberg?
    Vorweg wünsche ich mir genügend, grossartiges und qualifiziertes Personal in einem hochmotivierten Team. Das führt dann meist unweigerlich auch zu zufriedenen Klienten und deren Familien. Der Bekanntheitsgrad unserer Stiftung dürfte sich auch erhöhen, so könnten wir noch viele weitere Familien ansprechen, die auf unsere Hilfe angewiesen sind, unsere vielseitigen Angebote aber nicht kennen. Uns allen wünsche ich weiterhin viel Freude und Elan in unserem täglichen Tun.

    Interview: Corinne Remund


    Dienstleistungen der Stiftung Joël Kinderspitex Schweiz

    Das Angebot der Kinderspitex ist sehr umfangreich und umfasst im Wesentlichen die folgenden Leistungen:

    • Beratung zu Möglichkeiten und Kostenträgern
    • Einholen einer Kostengutsprache
    • Rasche Bedarfsabklärung und schneller Einsatz
    • Somatische und psychopädiatrische Pflege von schwerkranken Kindern und solchen mit einer Beeinträchtigung
    • Palliative Care
    • Begleitung und Unterstützung in Krisensituationen
    • Pflege ab Säuglingsalter bis über das 20. Altersjahr hinaus
    • Case Management in komplexen Situationen
    • Spendenfinanzierte Angebote wie Geschwisterprojekt, Entlastung sowie die Begleitung der Familie nach dem Tod eines Kindes.

    www.joel-kinderspitex.ch

    Standort Kirchberg:
    Hauptstrasse 19
    3422 Kirchberg
    Regionalleitung
    Susanne Lüthi
    susanne.luethi@
    joel-kinderspitex.ch
    Tel. +41 31 552 23 00
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