Mit Herz, Hand und Harmonie

    HAAG BRASS – Das KMU in Weinfelden ist in der Musikszene seit Jahrzehnten der Begriff für höchste Qualität. Fabian Bächi und sein Team entwickeln mit voller Hingabe Trompeten und Posaunen. Dabei setzen sie auf Handwerk und Technologie, um konstant höchste Qualität bieten zu können.

    (Bild: zVg) Fabian Bächi bei der Produktion der Meisterinstrumente. Er legt höchste Ansprüche an Qualität, leichte Ansprache, gute Intonation und ausgeglichener Klang.

    Blech ist seine Leidenschaft: Fabian Bächi baut Posaunen, Trompeten und Hörner. Mit seinem Handwerk des Instrumentenbaus hat der junge Thurgauer sich bereits einen Namen in der kleinen Branche gemacht. Bekannte Musiker aus aller Welt spielen auf den Instrumenten aus Weinfelden – hauptsächlich die Haag-Posaunen weisen weltweit einen hohen Bekanntheitsgrad auf. Bächi exportiert sein hochwertiges Metallblasinstrument in fünf Kontinente. «Zu meiner Kundschaft gehören renommierte Orchester, Berufsmusiker wie auch Amateurmusiker. Ich vertreibe meine Instrumente sowohl in Musikgeschäften in der Schweiz, Spanien, Ungarn, Tschechien, Frankreich als auch in Kolumbien, Venezuela, den USA, Japan und Südkorea.»

    Ziemlich ungeplant hat der Metallbauinstrumentenbauer erst zu seinem heutigen Beruf gefunden. «Ich wollte ursprünglich Automatiker werden und hatte bereits eine Lehrstelle». Doch es kam anders: Seine Mutter setzte ihm aus Jux den Floh ins Ohr, doch auch Instrumente bauen zu können. «Diese Idee liess mich nicht mehr los und ich ging schnuppern und hatte bald darauf eine Lehrstelle bei Musik Haag in Kreuzlingen.» So kam eins zum anderen, und letztendlich besuchte Bächi als einziger Schweizer den Meisterkurs in Stuttgart. Anfangs 2020 entscheid sich der junge Berufsmann seinen eigenen Betrieb zu eröffnen. Allerdings hatte er die Rechnung ohne die Pandemie gemacht. «Hätte ich gewusst, dass Corona unsere Branche praktisch blockiert, hätte ich den Sprung in die Selbstständigkeit wohl nicht zu diesem Zeitpunkt gewagt. So arbeitete ich an meinem ersten Arbeitstag als Selbstständiger als Zimmermann auf dem Bau», erinnert er sich lachend.

    Optimale Kombination von Hand Made und Hightech
    Er baut, repariert und verkauft Instrumente in seinem Einmannbetrieb. Dabei entstehen gemäss der Firmenphilosophie «Meisterwerke mit Herz, Hand und Harmonie». «Jedes meiner Instrumente trägt meine Handschrift. Das heisst, sie heben sich sowohl klanglich, aber auch optisch von den Mitwerbern ab», betont Bächi. Er hat höchste Qualitätsansprüche und setzt für seine international geschätzten Instrumente auf Handwerk und Technologie. Dabei haben auch Innovation, Wertigkeit und Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert: «Für mich persönlich ist es wichtig, dass jedes Instrument von Berufsmusikern getestet wird – unter anderem auf seine Langlebigkeit.» Er baut alle seine Instrumente von A bis Z allein. Dabei hat das alte Handwerk einen genauso so grossen Stellenwert wie der digitale Arbeitsprozess mit dem 3D-Druck. Die Marke HAAG steht somit für filigrane Handarbeit und detailgetreue Hightech-Prozesse. Damit ist Bächi in der Branche ein Pionier und revolutioniert als einziger Instrumentenbauer in der Schweiz seine Arbeit. Vor rund zehn Jahre lernte er durch einen Kollegen die Technik des 3D-Druckers kennen. «Ich war fasziniert und es inspirierte mich, unsere komplizierten Formwerkzeuge so zu fertigen.» Er konstruiert seine Werkstücke dreidimensional und fertigt 3D-gedruckte Schablonen zum Biegen der diversen Blechrohre an. «Was ich mit dem 3D-Drucker mache, sind Werkzeuge, die man früher aus Holz oder Metall hergestellt hat.» Trotzdem formt er weiterhin die Röhrli, die wesentlichen Teile der Blechblasinstrumente von Hand. «Wenn ich digital arbeite, muss ich jedes Teil zeichnen und kann es mit Bemassung ablegen.» Die Digitalisierung vereinfacht die Herstellung. So kann Bächi dank moderner Hilfsmittel zehn Trompeten innerhalb von 20 Tagen herstellen.

    Das elConde basiert klanglich auf dem Flügelhornklang der 1930er Jahre, und brilliert dank dem grossen Kupferbecher in jeder Formation.

    «Ich habe noch gelernt Instrumente zu bauen wie vor 100 Jahren. Jeder Bogen wurde von Hand, mit Messschieben und Augenmass gebogen, dabei gab es Abweichungen von ein paar Millimetern.» Der Bogen muss dabei in das Instrument eingepasst werden, die anderen Teile verlängert oder verkürzt – eine unglaublich aufwändige Arbeit. «Bei mir ist jeder Bogen immer gleich, so kann ich Lötlehren bauen, das Instrument in einem Schwung zusammenlöten.»

    Grundsätzlich baut der leidenschaftliche Tüftler alle seine Werkstücke in Serien. Er biegt dabei die geläufigsten Bögen für alle Instrumente innerhalb von vier bis sechs Wochen. «So lege ich ein kleines Lager für Bögen an.» Ebenso die Herstellung der Rohre: «Je nach Instrument baue ich zwei Tage bis vier Woche an einem Instrument.» Das Rohmaterial wie auch Halbfabrikate stammt aus Deutschland oder Schweiz – lediglich gegossene Teile, die einen kleinen Anteil ausmachen, kommen aus Rumänien. «Auch die Koffer für die Instrumente kommen aus Europa, worauf ich grossen Wert lege.»

    Sensibilisierung für das Handwerk
    Viel wichtiger als die Spielerei zu etablieren, ist ihm hingegen, die Wertschätzung seines Berufes zu stärken und diese kleine Branche im Allgemeinen attraktiver werden zu lassen. Denn das Handwerk ist ihm ein grosses Anliegen: Gemäss Bächi ist das Handwerk zu wenig stark in der Gesellschaft verankert. «Die Bevölkerung ist momentan noch zu wenig auf die Nachhaltigkeit unseres Handwerkes sensibilisiert und es wird noch zu viel auf Billigprodukte gesetzt», ärgert sich Bäch. «Gerade die Schweizer kaufen oftmals keine Schweizer Instrumente, sondern solche von chinesischen Herstellen. Das ist manchmal schon enttäuschend.» Und hier kommt auch die Preispolitik ins Spiel. Seine Kunden zahlen gerne etwas mehr für die hochwertigen Instrumente. «Meine Instrumente sind dank dem digitalen Arbeitsprozess nur etwa 15 Prozent teurer als in Massen produzierte Produkte.» Allerdings ist der 32-jährige überzeugt, dass das Schweizer Handwerk im Aufwind ist – gerade auch im Zusammenhang mit der Klimakrise und der aktuellen Nachhaltigkeit-Debatte. «Unsere Branche hat Zukunft und das Potenzial nach oben ist offen», so Bächi. Er hat sich das grosse Ziel gesetzt, künftig sein Know-how dem Nachwuchs weiterzugeben.

    Corinne Remund

    www.haagbrass.com


    ZUR PERSON

    Fabian Bächi ist in Bussnang im Kanton Thurgau aufgewachsen. Nach der Primarschule in Bussnang und der Sekundarschule in Weinfelden machte er eine vierjährige Lehre als Blechblasinstrumentenbauer bei Musik Haag in Kreuzlingen. Da diese Ausbildung damals in der Schweiz nicht angeboten wurde, ging er im deutschen Ludwigsburg in die Berufsschule. Dort schloss er 2016 auch seine Meister-Ausbildung ab. Der 32-jährige ist verheiratet und Vater eines Sohnes. Er ist Präsident der Stadtmusik Frauenfeld, wo er auch selbst als Aktivmitglied musiziert. Zu seinen Hobbies gehören Fussball und das Kochen. Zudem liebt er die Fasnacht.

    CR

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