Die «goldene Generation» muss sich besser «verkaufen»

    Der Trend zu international anerkannten Titeln hat relevante Gründe

    In der Berufswelt gelten die Schweizer Berufsleute als effizient und verlässlich – aber auch als innovativ. Das hat nicht nur mit den typischen Schweizer Eigenschaften zu tun, wie beispielsweise Fleiss und Verantwortungsgefühl, sondern vor allem mit unserem dualen Bildungssystem. Aber da gibt es dennoch ein Problem: Ohne anerkannte internationale Titel werden Schweizer Berufsleute im Wettbewerb um die besten Jobs benachteiligt.

    (Bild: Shutterstock) Der Durchblick im «Dschungel der Diplome» ist wichtiger denn je.

    Regelmässig räumen die Schweizerinnen und Schweizer an den World Skills – den offiziellen Berufs-Weltmeisterschaften – eine grosse Anzahl Medaillen ab. Man spricht in diesem Zusammenhang gerne von der «goldenen Generation». Doch im Rennen um gute Jobs im Ausland und sogar bei uns in der Schweiz haben die in der Regel top ausgebildeten Schweizerinnen und Schweizer einen Nachteil. Oft werden sogar weniger qualifizierte Ausländer vorgezogen. Wie kann denn das sein? Die Antwort ist so paradox wie einfach zugleich: Auf dem globalisierten Arbeitsmarkt dominieren die angelsächsischen Hochschultitel Bachelor und Master. Viele Schweizerinnen und Schweizer glänzen mit Abschlüssen in der Höheren Berufsbildung und mit Lehrabschlüssen mit Eidgenössischem Fähigkeitszeugnis.

    Erfolgreiches Bildungs­system – aber undurchsichtig für Nicht-Schweizer/innen
    Dieses duale Bildungssystem in der Schweiz ist einzigartig und eigentlich ein echtes Erfolgsmodell: Dank der Kombination der Ausbildungen über den akademischen Weg und die Berufslehre haben auch junge Berufsleute mit durchschnittlichen oder schlechten schulischen Leistungen die Chance, Erfolg zu haben. Dies bestätigt auch die neue Studie «Die Top 200 des beruflichen Nachwuchses» der Erziehungswissenschafterin Prof. Dr. Magrit Stamm. Ihr Fazit: Eine hohe Qualität der Berufsbildung stärkt die Schweizer Innovationskraft. Das duale Bildungssystem der Schweiz ergänzt eine international hoch angesehene akademische Ausbildung mit der direkten, praxisorientierten Berufslehre. Die hohe Qualität der Berufsbildung ist eine zentrale Stütze der Innovationskraft und Leistungsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft, die ihrerseits interessante Stellen und gute Entwicklungsmöglichkeiten für motivierte und qualifizierte Fach- und Führungskräfte bietet (Switzerland Global Enterprise). «Erfolg ist nicht an eine akademische Laufbahn gebunden. Es gibt viele Erfolgsgeschichten von Menschen, die mit einer Lehre begonnen haben und mittels der höheren Berufsbildung weit gekommen sind», sagen die Fachleute. «Der Vorteil der dualen Weiterbildung liegt in der professionellen Kombination von Wissen mit gleichzeitigem Aufbau praktischer Kompetenzen.»

    (Bild: SwissSkills) Regelmässig Top an internationalen Berufs-Wettkämpfen: Die Schweizer Berufsleute.

    Internationaler Wettbewerb mit berücksichtigen
    Aber, da muss noch etwas passieren. Davon ist Daniel Herzog, CEO von Branchenprimus Lernwerkstatt Olten überzeugt: «In unserem Land geniesst die Höhere Berufsbildung mit den eidg. Berufs- und Höheren Fachprüfungen und den Höheren Fachschulen ein grosses Ansehen. Geht man ins Ausland, kennt man das System oft aber kaum. Hier würde die Professional-Bachelor- und Professional-Master-Titel, die nun wieder ins Gespräch kommen, viel Klarheit schaffen und helfen.»

    Das Schweizer Bildungssystem sei natürlich eine Erfolgsgeschichte und die duale Berufsbildung würde weltweit bewundert, so Daniel Herzog. Aber auch auf Tertiärstufe schaffe es die Schweiz mit der Hochschulstufe und der Höheren Berufsbildung der Wirtschaft hoch qualifizierte Mitarbeitende zur Verfügung zu stellen. Das Resultat: Eine rekordtiefe Jugendarbeitslosigkeit, Innovation und Wohlstand. Herzog hat sich der Situation angepasst: «Wir bilden bei der Lernwerkstatt Ausbilder/innen und Betriebl. Mentoren/-innen mit eidg. Fachausweis sowie Ausbildungsleiter/innen mit eidg. Diplom aus. Die Absolventinnen und Absolventen geben viel Herzblut und Zeit in ihre Weiterbildung. Seit 2017 profitieren sie von 50 Prozent Bundesbeiträgen an die Lehrgangskosten. Im Vergleich zu einem Studium an einer Hochschule ist die Investition aber immer noch recht hoch. Ein Professional-Bachelor- und Professional-Master-Titel würde zumindest bei den Titeln eine Gleichstellung schaffen.»

    Fazit: In der innovationsstarken Schweiz bereitet die Höhere Berufsbildung Studierende auf ihre künftigen Aufgaben vor. Die Unternehmen wollen heute Praktiker/innen. Es brauche neben den öffentlichen, universitären Angeboten in der Aus- und Weiterbildung auch jene der Privaten mit ihren vorbereitenden Lehrgängen für Berufs- und Höhere Fachprüfungen und der Höheren Fachschulen. Diese punkten mit Engagement, Initiative und Innovation und sie unterrichten sehr praxisnah, bestätigt Arthur Schärli, Leitexperte SBFI für Qualitätsmanagement an Fachschulen: «Der Stellenwert der Höheren Berufsbildung ist gestiegen. Das handlungsorientierte Unterrichten ist nicht nur im Trend, sondern ist auch gefordert. Der fachlich-sachliche Unterricht ist die Basis, aber der Praxisbezug muss eindeutig da sein. Die auf Eidgenössische Prüfungen vorbereitenden Schulen und die Höheren Fachschulen machen dabei eine vorbildliche Arbeit.»

    www.lernwerkstatt.ch


    Abschlüsse der Höheren Berufsbildung im Bereich Erwachsenenbildung, Coaching und Mentoring:

    • SVEB-Zertifikat Kursleiter/in
    • SVEB-Zertifikat Praxisausbilder/in
    • Ausbilder/in mit eidg. Fachausweis
    • Ausbildungsleiter/in mit eidg. Diplom
    • 12-tägiger Coaching-Lehrgang
    • Betriebl. Mentor/in mit eidg. Fachausweis

    www.lernwerkstatt.ch/ausbildungen

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